Final Girls by Sager Riley

Final Girls by Sager Riley

Autor:Sager, Riley [Sager, Riley]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2018-07-17T16:00:00+00:00


20

»Mach dir keinen Kopf drüber, Babe.« Sams Worte, nachdem ich ihr von der Handtasche erzählt habe. »Das weiß ich schon. Wenn sie wichtig gewesen wäre, hätte ich sie mitgenommen.«

Wir sitzen in ihrem Zimmer, sie rauchend am Fenster, ich nervös auf dem Bettrand.

»Und du bist sicher, dass nichts Belastendes drin ist?«

»Ganz sicher. Schlaf jetzt.«

Ich könnte noch viel mehr fragen. Was hat sie mit meinen blutigen Kleidern gemacht? Warum hat sie mich im Park durchdrehen lassen? Lag es an meiner blinden Wut, dass diese winzige Erinnerung an Pine Cottage zurückkam? All das bleibt ungesagt. Ich weiß, selbst wenn ich fragen würde, Sam würde mir keine Antwort geben.

Also verabschiede ich mich von ihr, gehe in die Küche, nehme ein Xanax mit Traubenschorle und lege mich aufs Sofa, bereit für eine weitere schlaflose Nacht. Aber zu meiner Überraschung gelingt es mir, wegzudösen. Ich bin einfach zu erschöpft, um mich dagegen zu wehren.

Allerdings ist es kein langer Schlaf – er endet mit einem Albtraum ausgerechnet von Lisa. Sie steht mitten in Pine Cottage. Aus ihren aufgeschnittenen Pulsadern sprudelt Blut. In den Händen hält sie Sams Tasche, die davon durchtränkt wird. Sie streckt sie mir entgegen und sagt lächelnd: Das da hast du vergessen, Quincy.

Mit einem Ruck erwache ich, fahre wild um mich schlagend hoch. In der Wohnung herrscht Stille, aber ich spüre so etwas wie ein Echo. Wahrscheinlich habe ich geschrien. Eine Minute lang verharre ich in der Erwartung, dass jemand aufgewacht ist. Sam und Jeff müssen mich doch gehört haben. Aber vielleicht habe ich auch gar nicht geschrien. Vielleicht war es nur im Traum.

Draußen vor dem Fenster zieht sich die Dunkelheit zusehends zurück. Der Morgen ist nicht mehr fern. Ich weiß, ich sollte versuchen, noch etwas zu schlafen – sonst werde ich bald zusammenbrechen. Aber meine Nerven sprühen Funken. Die einzige Methode, sie zu beruhigen, ist, zurück in den Park zu gehen und nachzusehen, ob die Tasche noch da ist.

Also schleiche ich mich auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Jeff schnarcht leicht vor sich hin. Rasch ziehe ich mir meine Joggingsachen über, dazu fingerlose Handschuhe, um die Abschürfungen an meinen Knöcheln zu verbergen, die schon Krusten bekommen.

Die paar Blocks zum Park bringe ich im Sprinttempo hinter mich. Bei Rot stürme ich über die Central Park West, was ein herannahendes Taxi zu einer Vollbremsung zwingt. Der Fahrer hupt. Ich ignoriere ihn. Überhaupt ignoriere ich alles, bis ich zu der Stelle komme, wo mir die Tasche aus der Hand geschlagen wurde. Wo ich einen Mann so verprügelt habe, dass sein Gesicht aussah wie ein fauliger Apfel.

Der Mann ist nicht mehr da. Die Handtasche auch nicht. Stattdessen ist da Polizei – ein Dutzend Beamte, die in einem großen Rechteck umgeben von gelbem Absperrband herumwuseln. Das Ganze sieht aus wie ein Tatort in Krimiserien. Auf dem abgesperrten Gebiet suchen Beamte das Gras ab, beraten sich miteinander, trinken dampfenden Kaffee aus Plastikbechern.

Ich bewege mich nicht weiter vorwärts, sondern jogge auf der Stelle. Trotz der frühen Stunde haben sich im blaugrauen Morgenlicht schon ein paar Gaffer eingefunden.

»Was ist passiert?«, frage ich eine von ihnen, eine ältere Frau mit einem ebenso seniorenhaft wirkenden Hund.



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